Reinhard Baer hat für die Website www.deutsche-mugge.de den folgenden Bericht geschrieben (Auszüge):
Bevor die RATTLES den Leuten einheizten, spielte die erstklassige Sixties-Band HARDBEAT FIVE aus Berlin 2 ½ Stunden
Musik der 60er Jahre. Die fünf Musiker taten das, was die Rattles im Jahre 1966 bei der Bravo-Blitztournee der BEATLES machten: Sie spielten das Publikum warm.
Schon kurz nach dem
ersten Titel "Mr. Tambourin Man" (THE BYRDS) rannten einige Leute auf das Parkett und begannen zu tanzen. Die Band spielte fast alles, was es in den 60er Jahren an Beat-Musik gab. Da
waren THE BEATLES mit "I Saw Her Standing There", "She Loves You" und "Twist And Shout" ebenso dabei, wie die ROLLING STONES mit "19th Nervous Breakdown"
und "Jumpin' Jack Flash". Außerdem gab's "Brown Eyed Girl" von VAN MORRISON, "You Really Got Me" von den KINKS, "Shakin‘ All Over" und
"Poor Boy" von den LORDS und aus der YARDBIRDS-Zeit, als Eric Clapton dort noch die Gitarre spielte, das Stück "For Your Love". Das Live-Repertoire der Gruppe HARDBEAT FIVE
wurde u.a. ergänzt durch Lieder von JIMI HENDRIX, THE WHO, THE HOLLIES, SHOCKING BLUE oder STEPPENWOLF.
Nun war das Publikum aufgewärmt für THE RATTLES.
Herbert
Hildebrandt (b, voc), Eggert Johannsen (voc, g), Manne Kraski (g) und "Dicky" Tarrach (dr) legten los. Der erste Song war "Come On And Sing", seinerzeit geschrieben von Achim
Reichel. Dieser ist ja bekanntlich seit Ende der 60er als Solokünstler unterwegs. Im Anschluss begrüßte Herbert das Publikum und sagte, dass er sich freue, auch jüngere Jahrgänge im Publikum zu
sehen.
Für alle, die mit dem Namen RATTLES wenig anfangen können, wurden jetzt einige bekannte Songs gespielt. Die Klassiker
"Sha-La-La-La-Lee", "Love Of My Live", "Mashed Potatoes", "Hello" und "Las Vegas" gehörten dazu. Mit "Unchained Melody" der RIGHTEOUS
BROTHERS gab es auch etwas Schnulziges, bei dem man - wie auch noch bei weiteren Titeln des Abends - über die Stimme des Sängers Eggert Johannsen staunen konnte. Da ging es bis in die höchsten
Töne, kraftvoll und gekonnt. Auch Herbert Hildebrandt verfügt über eine erstklassige Stimme, beide Musiker sangen immer im Wechsel. Dicky Tarrach trommelte zwischendurch ein tolles
Schlagzeugsolo, die Kollegen hatten derweil die Bühne kurz verlassen, damit das Publikum ausschließlich Dicky und seine Künste genießen konnte.
THE RATTLES spielten in den 60er Jahren im legendären Star-Club
in Hamburg. Hier trat auch JERRY LEE LEWIS auf, und von ihm spielten sie "Great Balls Of Fire". Weiterhin tourte die Band 1963 fünf Wochen zusammen mit THE ROLLING STONES, BO
DIDDLEY, LITTLE RICHARD und den EVERLY-BROTHERS durch England. Aus dem Repertoire von BO DIDDLEY stammt der Titel "Mona", den die RATTLES am Samstag zum Besten gaben. "Wooly
Bully" erinnerte wieder an die Star-Club-Zeit, als man hier zusammen mit SAM THE SHAM AND THE PHARAOES spielte. Im Star-Club hatte man auch THE BEATLES und TONY SHERIDAN kennen
gelernt. Der erste Titel, der von diesen Musikern auf Platte erschien, war "My Bonnie", und diesen spielten die RATTLES am Samstag ebenfalls.
THE RATTLES sind, obwohl sie seit über 50 Jahre bestehen, keinesfalls eine reine Oldie- oder Nostalgie-Band. Seit der Reunion im Jahre 1986 wurden auch immer wieder neue
Titel und Tonträger produziert. Gegenwärtig promotet die Band mit "Need 2 C You" ihr neues Album, auf dem es ausschließlich neues Material zu hören gibt. 2010 gab es ein Album zum
50-jährigen Bestehen der Band. Ebenfalls erhältlich ist derzeit das Album "The Rattles live", welches an diesem Samstagabend erhältlich war.
Als einen der neueren Titel
spielte die Band "Hotter Than Hell". Das war, wie ich feststellen musste, eine Super-Nummer. Härtere Musik macht AC/DC auch nicht und die hohe Stimme von Eggert war einfach
klasse. Ebenso klasse war auch der größte Hit der RATTLES, "The Witch". Dieser Song war 1969 B-Seite der Single "Geraldine". Der Sänger der Band war damals Henner Hoier.
Sänger gab es im Laufe der Zeit einige bei den RATTLES, so bestand die Band 1970 aus drei männlichen Musikern, der Sängerin Edna Béjarano, und Henner Hoier war auch noch dabei.
Herbert Hildebrand betreute die Band damals als Songschreiber und war nicht mehr aktives Mitglied. In dieser Besetzung produzierte man "The Witch" nochmal neu
und es wurde ein Welthit. Demnach durfte dieser Titel in Seelow auch nicht fehlen. Eggert Johannsen gab mit seiner Stimme wieder alles und Manne Kraski spielte ein Gitarrensolo. Plötzlich
stand er alleine auf der Bühne, spielte Jimi Hendrix-Intros von "Voodoo Child" und "Hey Joe", schließlich sprang er von der Bühne und lief Gitarre spielend durch den Saal. Das
Konzert der RATTLES ging über eineinhalb Stunden und danach gab es noch eine Zugabe. Wenige Minuten nachdem der letzte Ton verklungen war, saßen die vier Musiker an einem Tisch, den man vor der
Bühne aufgebaut hatte, und gaben Autogramme. Herbert Hildebrandt sagte, dass es den RATTLES in Seelow großen Spaß gemacht habe, und er sich freuen würde, wenn der eine oder andere mal wieder zu
den RATTLES kommen würde, wenn sie in auf Tour sind. Für mich war es eine große Freude, dieses Urgestein der Beatmusik aus den 60er Jahren jetzt endlich einmal live zu erleben.
(Reinhard Baer)
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